Winterschwimmen / Winterbaden

Vorwort

Ich, ein leidenschaftlicher Warmduscher, war schon längere Zeit davon fasziniert, dass es Menschen gibt, die freiwillig im Winter in öffentlichen Gewässern schwimmen gehen. In diversen Berichten im TV und dann auch einmal Live, habe ich gesehen, dass diese Menschen dabei sogar einen sehr zufriedenen Eindruck machen. Es war anscheinend nicht der Horror, den ich mir, beim Gedanken an die kalten Wassertemperaturen, vorstellte. Als ich dann eine Reportage über Wim Hof gesehen habe (dies Mann hat diverse Weltrekorde im ertragen von Kälte), packte mich die Faszination der Kälte endgültig. Mir wurde bewusst, dass da mehr dahinter stecken musste als einfach nur zu frieren.

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Meine persönlichen Erfahrungen

Ich bin ein begeisterter Saunagänger und gehe praktisch immer nach der Sauna ins 18 Grad kalte „Abklingbecken“. Ja, ich nenne dieses Becken so, weil ich mir darin vorkomme wie ein heisser Brennstab in einem Atomkraftwerk, der heruntergekühlt werden muss. Manchmal stelle ich mir das sogar bildlich vor. Als ich dies jedoch noch nicht gewohnt war, kamen mir die 18 Grad sehr kalt vor und ich hatte beinahe Atemnot, wenn ich ins Wasser eintauchte. Beim Beobachten der erfahrenen Saunagänger, die jeweils keine Miene verzogen, kam ich zum Schluss, dass es etwas mit der Gewohnheit zu tun haben muss. Und so war es dann auch. Schon nach kurzer Zeit reagierte mein Körper ganz anders auf das „Abklingbecken“. Ich konnte, trotz des kalten Wassers, ganz normal Atmen.

Früher ging ich auch immer sehr gerne beim Marzilibad (Stadt Bern) in der Aare schwimmen. Dies jedoch jeweils erst ab einer Wassertemperatur von ca. 19 Grad. Da ich aber mit der Zeit gemerkt habe, dass man sich an die Kälte sehr gut gewöhnen kann, versuchte ich es auch immer öfter bei etwas kühleren Wassertemperaturen aus. Im Frühling 2015 ging ich dann das erste mal, und nur ganz kurz, bei einer Wassertemperatur von 12 Grad in die Aare (beim Marzilibad in Bern). Ich war erstaunt, wie gut das ging. Klar war es kalt, aber es machte mir Spass! Ich hatte grosse Freude daran, dass ich von nun an nicht mehr immer auf die Aaretemperatur achten musste um zu entscheiden, ob ich in die Aare gehen kann oder nicht! Es war ein Freiheitsgewinn: die Freiheit, mich nicht mehr, von etwas kälteren Wassertemperaturen, abschrecken zu lassen. Ich ging dann auch regelmässig beim Schönausteg in den kalten Brunnen, der mit Grundwasser gespiesen wird, um danach die Aare, die im Sommer deutlich wärmer als der Brunnen ist, als warm zu empfinden. Dies funktioniert auch, wenn die Aare nur gerade einmal 17 Grad warm ist.

Der nächste Schritt des Kältetrainings war dann konsequenterweise das Winterschwimmen! Vermutlich hätte ich es alleine nicht geschafft, mich zu überwinden. Da mich die Faszination aber nicht mehr los liess, suchte ich im Internet nach anderen Winterschwimmern. Zum Glück stiess ich dann auf den Gfrörliclub in Bern. Dieser trifft sich in der kalten Jahreszeit zwei mal Wöchentlich beim Altenbergsteg in Bern um dann gemeinsam in der Aare zu schwimmen. Da es dort hiess: „Jeder und jede ist eingeladen mitzumachen und so automatisch Clubmitglied zu werden.“ nahm ich meinen ganzen Mut zusammen, zog unter den Jeans meine Badehosen an und machte mich auf den Weg zu den Gfrörlis. Da es Anfang November war, kam es mir irgendwie ziemlich surreal vor. Ich war extrem aufgeregt. Es war ein Wechselbad der Gefühle, zwischen der Angst vor dem Unbekannten und der Vorfreude, vielleicht gleich etwas wunderbares erleben zu dürfen. Die ässerst freundliche Art der „Gfrörlis“ stimmte mich positiv und ich beschloss, mit ihnen in die Aare zu steigen.

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5 comments on “Winterschwimmen / Winterbaden”

  1. John Antworten

    Hallo Thomi, gratuliere! Starker Blog übers Winterschwimmen. Kann ich 1:1 unterschreiben/bestätigen. Ich habe mit einem Kollegen vor über 7 Jahren die Winterswimmers Bern gegründet. Mittlerweile sind wir 7 Aktive die ab Nov. bis Anfang April immer am Dienstag im Marzili um 12.15 Uhr in die Fluten steigen. Wir treffen uns kurz vorher bei den offenen aber gedeckten Garderoben im Nordwestlichen Teil des Marzili (s. Schild „Meeting Point Winterswimmers Bern“). Ich lade dich ein uns einmal zu besuchen. Wir sind auch die Verfechter des „Long Swimming“, so wie du das machst. Bei den „Isheilige“ am Moossee waren wir mit einer kleinen Delegation, vierte Teilnahme. Im TV Beitrag von Telebärn war ich kurz zu sehen (schwarze Mütze, dunkle Brille, grüner Bademantel). http://www.telebaern.tv/118-show-news/13980-episode-samstag-31-dezember-2016#
    Komm doch vorbei, falls du Zeit hast.

    Eine kleine Kritik habe ich noch: nie alleine Winterschwimmen, vorallem in der Aare. Und immer mit Kopfbedeckung. Unsere Clubmütze sollte demnächst eintreffen (orange).
    Keep swimming

    Erfrischende Grüsse
    John
    Winterswimmers Bern
    *because it’s cool*

    • Thomi vom Blog waslaberschdu.ch Antworten

      Hallo John

      Vielen Dank für Dein Kommentar und die Einladung. Ich muss Dir gestehen, dass ich derzeit physisch und psychisch den Anschluss ans Winterschwimmen verloren habe. Ich überlege die ganze Zeit, ob ich doch wieder gehen soll. Irgendwie reizt es mich schon. Die einzige Kälte, an die ich derzeit gut gewöhnt bin, ist das „kalte“ Tauchbecken nach der Sauna, welches ja für ein Winterschwimmer nicht wirklich kalt ist. Ich werde mir die „Winterswimmers Bern“ merken und wenn ich wieder Winterschwimmen gehen sollte, werde ich auch einmal vorbeischauen.

      Wie lange bleibt ihr jeweils im Wasser?

      Noch zu Deiner Kritik. Da gebe ich Dir absolut recht! Winsterschwimmen sollte man immer zusammen machen. Das war eine absolute Ausnahme, dass ich alleine im Wohlensee war.

      Gruss und weiterhin viel Spass beim Winterschwimmen!
      Thomi

      • John Antworten

        Hi Thomi, danke für deine Antwort. Kein Problem. Winterschwimmen braucht eine Regelmässigkeit, damit man die Gewöhnung an die Kälte nicht verliert. Wir bauen im Herbst die Form langsam auf, damit wir ab Dezember die 100%-Regel anwenden können. Diese hält man ein, wenn du gleich lange im Wasser verweilst wie das Wasser Grad hat. Das Ziel ist es im Jan./Februar bei 4 Grad Wassertemperatur ca. 4.Min.45 Sekunden Schwimmzeit auszuhalten usw. Das gelingt uns recht gut, da die meisten schon einige Jahre dabei sind. Noch länger drin zu bleiben wäre aus gesundheitlichen Gründen schädlich bzw. gefährlich, darum sollte man WS nicht als Wettkampfsport betreiben.

        Je kälter das Wasser umso schneller stellt der geübte Körper eines WS um. Nach 1.30 – 2 Min. ist man meistens akklimatisiert und kann es geniessen.
        Da die Aare kaum unter 3.5 Grad fällt, können wir so den ganzen Winter gut schwimmen. Und am Nachmittag ist man top fit und der Kopf ist frei. Nachts schläft man besser und man friert im Freien generell weniger.
        Eigentlich müsste uns die Krankenkasse einen Rabatt von 25% geben, da wir kaum krank sind *lach*, aber ein Breitensport wird WS in der Schweiz nie werden ;-).

        Erfrischende Grüsse
        John

  2. Laura Antworten

    Lieber Thomi,
    zufällig stiess ich auf Deinen Blog. Der Anfang liest sich so begeistert, wie ich mich jetzt, nach einigen Wochen Winterschwimmen mit den Gfrörli auch fühle, obschon mich jetzt gerade eine Erkältung erwischt hat. Und jetzt kannst Du Dich weder psychisch noch physisch durchringen… ach nein! Ring Dich durch und Du wirst nicht nur stolz auf Dich sein, sondern Dich auch in jeder Hinsicht besser fühlen. Du hast diese Erfahrung ja schon gemacht: Schwimmen in der eiskalten Aare ist das beste Wohlfühltraining. Ich bin 62 und seit ich mit den Gfrörlis schwimme, fühle ich mich wunderbar, trotz allfälliger Zipperlein und Sorgen. Jeweils 11.30 Di und Fr beim Altenbergsteg. Liebe Grüsse

    • Thomi vom Blog waslaberschdu.ch Antworten

      Liebe Laura,
      vielen Dank für Dein Kommentar. Ich bin gedanklich immer wieder bei den Gförlis vor allem dann, wenn wieder was auf der Whattsappgruppe geschrieben wird. Deine Nachrichten habe ich dort auch gesehen 😉 Dort habe ich auch gesehen, dass es, seit ich mitgeschwommen bin, wieder viele Neuzugänge gegeben hat. Ich habe mir schon oft überlegt wieder einmal vorbei zu schauen. Jedoch ist mir auch klar, dass ich dann nicht einfach „Hallo“ sagen kann sondern dass ich dann mitschwimmen muss 😉 Derzeit bin ich nur bedingt Winterschwimmhart (kein Training in der Aare, jedoch mache ich seit 2 Monaten einen Kaltdusch-Selbstversuch, will heissen: Egal wo ich bin, für mich gibt es nur noch kalte Duschen). Deshalb wäre ich vermutlich körperlich gar nicht so schlecht vorbereitet. Mal schauen, vielleicht sehen wir uns ja mal beim Altenbergsteg.
      Liebe Grüsse
      Thomi

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